
Man braucht auf der Website nur die Über-uns-Rubrik „Euractiv Network“ anzuklicken und bekommt sofort einen lebhaften Eindruck, welche Vielfalt hier Ausdruck findet: България, Česká republika, Deutschland, España … In meiner Arbeit als Osteuropa-Korrespondent sehe ich mir neben der deutschen und der internationalen, englischsprachigen Euractiv-Ausgabe auch regelmäßig die polnische und die tschechische Seite an oder überfliege Schlagzeilen aus Bulgarien und Rumänien. Und jedes Mal wieder bin ich verblüfft, welche Wirkung der Perspektivwechsel hat. Es dauert nicht lange, und ich beginne Europa durch eine östliche Brille zu sehen.
Für alle, die professionell mit der EU befasst sind, ist Euractiv ein äußerst hilfreiches Instrument. Aber auch für alle anderen Nutzer hat das Portal jede Menge spannendes Material zu bieten: Nachrichten, Themendossiers, Meinungstexte, Infografiken und Videos aus nahezu allen europäischen Politikbereichen. Bleibt die Frage nach der Unabhängigkeit des Portals, das der Medienmacher Christophe Leclercq 1999 gegründet hat. Euractiv finanziert sich nach eigenen Angaben durch Unternehmenssponsoring, Werbung und über die Teilnahme an ausgeschriebenen EU-Projekten sowie durch Mitgliedsbeiträge von Verbänden, NGOs oder Parteien, die den Kanal im Gegenzug für ihre Presse- und Öffentlichkeitsarbeit nutzen können. Das ist grenzwertig, schadet der Qualität der Seite aber nicht.

Man findet auf piqd Artikel, die nicht bei der ersten Suchmaschinen-Recherche auftauchen, die es aber wert wären, dort zu erscheinen. Hier empfehlen euch keine Algorithmen Inhalte, sondern Menschen, sogenannte „Kuratoren“. „piqd“ ist ein Wortspiel mit dem englischen „hand-picked“, was so viel bedeutet wie „handverlesen“. Es gibt eine deutsche und eine englische Ausgabe.
Mir gefällt besonders, dass hier eine Informationsquelle entstanden ist, die zwei Dinge garantiert: Relevanz und Entspanntheit. Es geht nicht um den Artikel, den die meisten Menschen gelesen haben. Es geht nicht um reißerische Überschriften, um möglichst viele Klicks zu bekommen. Es geht einfach um Inhalt, und das ganz ohne Zeit- oder Verkaufsdruck.
Alles ist kostenlos und die Website frei von Werbung.

Der französisch-deutsche Fernsehsender arte baut Brücken, die uns helfen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszufinden. Besonders eindrücklich gelingt das dem Format Stadt-Land-Europa. In fünf kurzen Videos werden Einwohner zweier Kleinstädte rechts und links des Rheins porträtiert und ihre Beziehung zu Europa vorgestellt: Sie kommen aus Naila in Oberfranken und Commercy in Lothringen. Zwei Personen, jeweils eine aus jeder Stadt, erzählen, was sie mit Europa verbinden, was sie mögen und was sie sich erhoffen. Aber auch, was sie an der EU ablehnen, warum sie sich von Europa entfernen oder mit welcher Brüsseler Spezialität sie zu kämpfen haben.
Wir treffen die Menschen da, wo sie arbeiten und leben: ungeschminkt, verschwitzt, mit Flecken auf dem Hemd. So hätten wir sie auch gut antreffen können, wären wir selbst in den Ort gefahren. Das, was sie uns und unserem Europa ins Gesicht sagen, ist ihre Wahrheit. Wir können uns daran reiben oder es gut finden – das spielt keine große Rolle. Im Mittelpunkt der Filme steht die Begegnung mit dem alltäglichen Europa. Der Vielfalt der Meinungen, Werte und Gewohnheiten.
Durch diese wahrhaftigen Begegnungen wächst Verständnis für die Situation, in der sich andere EU-Bürger befinden. Wir können besser nachvollziehen, warum jemand so denkt, wie sie oder er denkt. Und merken: Wir müssen nicht immer einer Meinung sein. Wir sind Nachbarn. Da herrscht eben nicht immer Einigkeit in allen Punkten. Und wir müssen auch nicht mit allen befreundet sein. Aber so, wie man sich den Bus oder das Zugabteil teilt, so teilt man sich auch den Heimatkontinent. Und auch, wenn man manchmal denkt: „Im Auto hätte ich meine Ruhe“ oder „In meinem Land möchte ich in Ruhe gelassen werden“ – alleine fahren bzw. leben ist teurer, riskanter und schädlicher für die Umwelt.
Das mag eine Erkenntnis sein, die beim Anschauen der Videos entsteht. Oder man findet sie einfach nur interessant und gut gemacht. Diese Filmreihe ist übrigens nur ein kleiner Ausschnitt aus dem vielfältigen Europa-Programm von arte. Neugieriges Erkunden der Website lohnt!

Zwölf Monate lang glänzen die Kulturhauptstädte mit einem vielfältigen kulturellen Angebot: Theater, Musik, Tanz, Literatur, Kunst. Die Städte präsentieren vor allem die Kreativität ihrer Einwohner. Denn ein Teil des Konzepts ist es, das Programm „von unten nach oben“ zu entwickeln: Kultur zum Mitmachen – aus der Stadt für Europa. So soll sich unter anderem das Gefühl festigen, dass alle EU-Bürgerinnen und -Bürger dem gemeinsamen Kulturkreis Europa angehören. Es geht um das Zusammengehörigkeitsgefühl, um Austausch und Begegnung – aber auch um die kulturelle Belebung und die Ankurbelung des Tourismus.
Das geht natürlich nicht ohne aufwändige Vorbereitung. Und die kostet. Da stellt sich die Frage: Was bringt das langfristig für die Stadt? Ein sehr hörenswerter Beitrag des Deutschlandfunks widmet sich genau dieser Frage. Anhand von ausgewählten Beispielen beleuchtet er ganz unterschiedliche Aspekte des Vergabeverfahrens, der Ausrichtung des Kulturangebots und des Effekts. So ist beispielsweise Liverpool seit 2008, als es Kulturhauptstadt war, aufgeblüht. Aus der tristen, in die Jahre gekommenen Industriestätte ist eine lebendige Stadt geworden, die ihr Erbe nutzt und sich zu einem einladenden Begegnungsort verwandelt hat.
Aber nicht immer geht es so gut aus. Es gibt auch Beispiele, die zeigen: Das Kulturjahr kann ein Strohfeuer sein. Dann verschwindet der Geist des Aufbruchs nach zwölf Monaten wieder und die Inspiration findet keine Anknüpfungspunkte mehr. Ladenleerstand, isolierte Installationen ohne Verbindung zur Umgebung und leere Kassen bleiben zurück. Aber meist bleibt immerhin die Erinnerung an ein gutes Jahr erhalten.
Ob der Impuls nachhaltig ist oder nur kurzlebig, entscheidet sich schon lange vorher. Deshalb haben die Bewerberstädte auch vier Jahre Zeit, sich vorzubereiten auf ihr Kulturjahr. Inzwischen haben 50 Städte den Titel getragen. Damit sind vielfältige Erfahrungen entstanden, aus denen Anwärter ihre Lehren ziehen können. Spannend, sich mit den Geschichten der Kulturhauptstädte zu beschäftigen! Das wird aber sicher noch durch einen Besuch in der Kulturhauptstadt übertroffen. Im Jahr 2019 haben wir dafür gleich doppelt Gelegenheit: In diesem Jahr tragen den Titel die bulgarische Stadt Plovdiv und die italienische Stadt Matera. Viel Vergnügen beim Kulturerlebnis!

Dennoch gibt es Menschen, die nicht nur bereit sind, sich in eine derart sperrige Materie einzuarbeiten, sondern dies sogar mit Leidenschaft tun. Man spricht in solchen Fällen gelegentlich von Nerds, und so könnte man auf die Idee verfallen, der Verfassungsblog, den der Jurist, Journalist und Schriftsteller Maximilian Steinbeis vor zehn Jahren gegründet hat, sei eine Plattform für … nun ja, eben für Nerds. In Wirklichkeit gehört die Website, die sich selbst als „a journalistic and academic forum of debate on topical events and developments in constitutional law and politics in Germany, the emerging European constitutional space and beyond” definiert, zu den besten Angeboten im Netz für alle, die sich mit europäischen Rechtsfragen befassen, ob sie dies nun müssen oder unbedingt wollen.
Alle Texte der Seite sind auf Englisch zugänglich, teilweise auch auf Deutsch. Die Vielfalt der Beiträge ist, im Rahmen des übergreifenden Themas „Recht und Verfassung“, nahezu grenzenlos: Mehrere Hundert Bloggerinnen und Blogger aus allen Teilen Europas und darüber hinaus sind im Autorenverzeichnis registriert. Inhaltlich korrespondierende Texte sind zu Debatten zusammengefasst. Keine Frage: Das Ganze ist verdammt gut gemacht. Kompliziert bleibt es trotzdem.

Dass uns meistens wenig dazu einfällt, was Europa jemals für uns getan hat, ist vielleicht gar nicht so verwunderlich. Denn die EU ist vor allem stark darin, sich ein allgemeines Regelwerk zu geben. Oft geht es dabei um die wirklich großen Dinge: Familie, Beruf, Verbraucherschutz, Bürgerrechte, Gesundheit, Geld. Natürlich lässt sich das auch jeweils ganz klein herunterbrechen. Aber bevor du denkst: „Da kommt dann doch wieder nur eine Verordnung über den Krümmungsgrad von Gurken heraus“ – diese Verordnung ist im Jahr 2009 abgeschafft worden und wurde meist sowieso gründlich missverstanden.
Wenn wir uns ganz konkret anschauen, was alles dazugehört, wird es erst einmal ziemlich unübersichtlich. Denn die Einzelverordnungen des großen EU-Regelwerks sind zahlreich: Über 1000 neue Verordnungen und Gesetze werden pro Jahr erlassen. Unmöglich, sie alle durchzugehen, um mühsam herauszuschälen, was das nun im Alltag für uns bringt.
Deshalb gibt es die Website: Das tut die EU für mich. Dort findest du ganz ordentlich und übersichtlich viele Infos darüber, was die EU jemals für dich getan hat. Schön sortiert in drei Bereichen: In meiner Region, In meinem Leben und Im Fokus.
In jeden der drei Bereiche kannst du tiefer einsteigen: Du kannst schauen, was die EU in deiner Region bewirkt hat. Du kannst aber auch sämtliche Regionen Europas durchforsten: Was ist in meiner Lieblingsurlaubsregion passiert? Und was in dem Ort, aus dem mein EU-Nachbar hergezogen ist? Und wenn du wissen möchtest, was die EU konkret für dich tut, wenn du in der Stadt wohnst oder auf dem Land, wenn du alleinerziehend bist oder gerade deine Arbeit verloren hast, dann findest du Projekte und Infos zu diesen und anderen Themen im Bereich „In meinem Leben“. Bei „Im Fokus“ stellt die Website in Zusammenhängen vor, welche Verbesserungen die EU schon erreicht hat und wo noch viel Arbeit wartet, zum Beispiel bei der Regulierung von Künstlicher Intelligenz oder von Steueroasen.
Vielleicht bist du nach dem Klick auf die Website erstaunt – denn die EU hat schon mehr für uns getan, als wir uns im Allgemeinen bewusst sind.

Aber auch wenn ich ein paar Schritte zurücktrete, um Distanz zu gewinnen, bleibt es dabei: Die Europa-Berichterstattung des DLF ist für mich das mit Abstand beste Angebot seiner Art im deutschsprachigen Raum. Und das betrifft keineswegs nur die aktuellen Informationen, Analysen und Kommentare. Vor allem die beiden fest platzierten Sendungen „Europa heute“ und „Gesichter Europas“ eröffnen mit ihren Interviews, Features und Reportagen von Montag bis Samstag Panoramablicke auf den Kontinent, die man anderswo kaum findet. Dass der DLF dabei nicht an den Grenzen der EU haltmacht, sondern auch den Westbalkan, den postsowjetischen Raum oder die Schweiz und Norwegen in den Blick nimmt, versteht sich fast von selbst. Die Briten blieben also auch nach einem Brexit dabei.
Vollends selbstverständlich ist im digitalen Zeitalter, dass das komplette Europa-Angebot des DLF auf der Website oder per Mediathek-App jederzeit zum Nachhören und meist auch zum Nachlesen abrufbar ist, am einfachsten als Podcast-Abo oder RSS Feed. Die Langwelle dagegen ist seit einigen Jahren abgeschaltet, was ich persönlich sehr bedauere, denn das Rauschen hat den Raum sinnlich erfahrbar gemacht. Aber ich tröste mich mit den großartigen Inhalten, für die vor allem den großartigen Korrespondentinnen und Korrespondenten des DLF zu danken ist.

Das zeigt sich nicht nur in den sozialen Netzwerken, sondern auch auf Portalen wie dem Onlinemagazin Meeting Halfway, das ich für eines der gelungensten seiner Art halte. Weit mehr als 100 meist junge Journalisten, Übersetzerinnen und Europafreunde aus allen Teilen des Kontinents arbeiten daran mit: unentgeltlich, getragen von ihrem Enthusiasmus und motiviert durch die Chance, eigene Arbeiten zu präsentieren. Das Resultat ist ein bunter Mix aus Reportagen, Porträts und Interviews, Kolumnen, Videos und Quiz zu Themen wie Kunst und Kultur, Geschichte und Politik, aber auch zu Fragen der Liebe oder des guten Essens. Nur klassischen Nachrichtenjournalismus sollte auf der Seite niemand erwarten. Übersetzt wird in fast 20 Sprachen. Darunter sind auch Regionalsprachen wie das Galizische oder das Katalanische. Allein das ist für mich ein Highlight der Seite.
Man kann sich natürlich fragen, ob solch ein Onlinemagazin in Zeiten von Facebook und Instagram funktionieren kann. Das ist aber die falsche Frage, denke ich. Es geht bei Meeting Halfway nicht um Klicks und Likes, Shares und Followers, sondern ums Entdecken. Es geht um junge Geschichten aus Europa. Vor allem aber geht es ums Mitmachen: “We don’t want you to work for us, we want to work with you.” Mehr Europa geht nicht, würde ich sagen.

Hier erfährt man, warum die Rumänen skeptisch nach Brüssel blicken oder wie sich Schweden gegen den wachsenden Einfluss chinesischer Investoren stemmt. Man kann die Seite aufrufen, die zu diversen Themen auch Dossiers anbietet, oder man abonniert bei der Bundeszentrale für politische Bildung (www.bpb.de) die tägliche Presseschau. Und wem es auf Deutsch nicht reicht, der kann sich auch auf Englisch, Französisch, Türkisch oder gar Russisch bedienen lassen.

Treffpunkteuropa ist das Webmagazin der jungen europäischen Föderalisten. Zu Wort kommen meist junge Menschen, aber häufig auch bekannte Gastautoren. Ich selbst habe schon Gastbeiträge für Treffpunkteuropa verfasst.
Treffpunkteuropa ist nah am tagesaktuellen Geschehen und liefert regelmäßig neuen spannenden Inhalt. Die Artikel sind nicht lang, leicht verständlich geschrieben und geben meist einen guten Überblick oder einen knackigen Impuls. Die Qualität der Artikel wird von einer jungen Redaktion gewährleistet, die ehrenamtlich tätig ist. Genau genommen sind es sieben Redaktionen. Denn Artikel erscheinen in sieben Sprachen, für die es jeweils andere Websites und andere Redaktionen gibt. So heißt die französische Version von Treffpunkteuropa z. B. „Le Taurillon“, also „Der Stier“, oder die polnische Version heißt „Kurier Europejski“, „europäischer Kurier“.
Wer also Lust hat, ab und zu einen Blick darauf zu werfen, welche Debatten Europa gerade prägen, auch, was für Probleme es gibt und wie man sie lösen könnte, für den ist treffpunkteuropa.de ein guter erster Anlaufpunkt!

Hinter dem Portal steht ein Netzwerk von 90 Kulturzeitschriften aus 35 europäischen Ländern. „These journals are part of a genuinely international debate, spreading political, philosophical, aesthetic, and cultural thought between languages.“ So versprechen es die Macher von Eurozine, die ihre Zentrale in Wien haben. Und es stimmt: Wer den intellektuellen Debatten in Europa folgen will, kommt an Eurozine kaum vorbei, zumal auch Redaktionen aus Nicht-EU-Staaten wie Norwegen, Serbien und Belarus mitmachen. Veröffentlicht werden die Texte auf Englisch und in der Originalsprache.
Allerdings bleibt es bei dem, was man ein politisches Feuilleton nennt. Literatur- und Musikkritiken oder Empfehlungen von Ausstellungen und Theateraufführungen sucht man vergeblich. Schon klar: Das gehört nicht zum Eurozine-Konzept, das Texte „on the most pressing issues of our times“ vorsieht, und zwar auf höchstem Niveau. Schade finde ich es trotzdem, denn die von Papst Franziskus beschworene Kreativität Europas kommt ja gerade im künstlerischen Schaffen zum Ausdruck.
Wer an dieser Stelle einwendet, europaweite Konzertempfehlungen würden nur die Vielfliegerei fördern, dem kann ich diese Sorge zwar nicht gänzlich nehmen. Es gibt aber immer mehr und immer bessere digitale Angebote, die Kunstgenuss auf andere Weise ermöglichen. Erwähnt und empfohlen sei nur die großartige Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker, die übrigens ihre neue Saison mit einem Open-Air-Konzert am Brandenburger Tor eröffnen. Auf dem Programm steht mit Beethovens neunter Symphonie die Europahymne.